Ergonomie im Pflegealltag: Interview mit Lydia Giernalczyk

Welche Körperhaltungen sollten Pflegekräfte vermeiden?
Belastende Körperhaltungen für den Rücken sind vor allem nach vorne gebeugt, seitwärts geneigt oder verdreht. Solche Bewegungen gehören zwar zur normalen Funktion der Wirbelsäule, werden jedoch problematisch, wenn sie häufig, intensiv oder mit zusätzlichem Gewicht ausgeführt werden. Dies kann zu Überlastungen führen.

Pflegekräfte sollten ressourcenorientiert arbeiten – das heißt, die eigene Gesundheit schützen und gleichzeitig die Ressourcen und Fähigkeiten des Pflegebedürftigen nutzen und fördern. Zum Beispiel können Stoppersocken beim Transfer für den Patienten und Gleitmatten als Hilfsmittel verwendet werden, um die Belastung für die Pflegekraft zu reduzieren.

„Auf die eigene Gesundheit zu achten,
bedeutet nicht
den Patienten zu vernachlässigen.“

 

Es ist hilfreich, die physiologischen Bewegungsabläufe zu kennen, um den Patienten besser anzuleiten und seine Eigenständigkeit zu fördern. Pflegekräfte können zudem ein besseres Bewusstsein entwickeln, wenn sie die Unterschiede eines Transfers aus der Perspektive des Patienten erleben.

Info: Eine Forschungsstudie zum Thema „Lendenwirbelsäulenbelastung durch Patiententransfers“ zeigt, dass Transfers ohne rückengerechte Arbeitsweise die Druckbelastung der Wirbelsäule erheblich erhöhen. Im Gegensatz dazu können rückengerechte Techniken und der Einsatz von Hilfsmitteln diese Belastung deutlich reduzieren. Die höchste Druckbelastung auf die Wirbelsäule wurde beim Transfer eines Patienten zum Kopfende des Bettes oder beim Umsetzen an die Bettkante ohne Hilfsmittel gemessen. Mit der Unterstützung von Hilfsmitteln konnte die Belastung jedoch deutlich gesenkt werden. Die Studie ist unten verlinkt.

Welche Techniken können beim Heben und Tragen in der Pflege helfen, um die Belastung zu minimieren?
Heben und Tragen sollten möglichst vermieden werden. Dabei helfen folgende rückenschonende Techniken:

  • Arbeitshöhe anpassen z. B. durch die richtige Betthöhe.
  • Achsengerechtes Bewegen
  • Aufrechter Rücken und entspannte Schultern
  • Ressourcen des Patienten nutzen: Bewege dich gemeinsam mit dem Patienten und fördere dessen Eigeninitiative.
  • Körpernah arbeiten
  • Dynamisches Arbeiten: Nutze die gesamte Körperbewegung und führe die Bewegung vor allem aus den Beinen durch.
  • Hilfsmittel einsetzen
Weitere hilfreiche Links und Videos